Visuelles Konzept des Denkmals, Rendering: Florian Froese-Peeck
Mit dem Erinnerungsort NS-Zwangsarbeitslager Flachsröste Lohhof würdigt die Stadt Unterschleißheim das Leben und den Leidensweg jener Frauen und Männer aus Belgien, Frankreich, der Ukraine, Polen und Deutschland, die während der NS-Zeit in der Flachsröste Lohhof für die deutsche Kriegsindustrie Zwangsarbeit leisten mussten. Er markiert den Raum zwischen dem Bahnhof, an dem die jüdischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus München täglich in Lohhof ankamen und dem ehemaligen Firmengelände der Flachsröste mit dem angeschlossenen Zwangsarbeitslager.
In Sichtweite des S-Bahnhofs Lohhof befindet sich eingangs das Denkmal, das sich aus blauen Staudenlein-Pflanzflächen zusammensetzt, in denen Porträtstelen stehen. Die auf einen Betonsockel aufgesetzten, aus Stahl ausgeschnittenen Silhouetten zeigen eine Art Scherenschnitt, der sich aus zwei unterschiedlichen menschlichen Antlitzen der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern zusammensetzt. Der die Skulpturen umgebende Staudenlein verdeutlicht die in Lohhof schicksalhafte Verwebung des Lebens der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter mit dem Flachs, den sie verarbeiten mussten. Diese Verbindung ist zugleich das Leitmotiv der künstlerischen Realisation.
Das Denkmal für die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter der Flachsröste Lohhof, Rendering: Florian Froese-Peeck
In den Weg, den die aus München kommenden Frauen und Männer täglich zu Fuß vom Bahnhof zur Flachsröste zurücklegen mussten und auf dem sie den Anfeindungen der Bevölkerung schutzlos ausgeliefert waren, sind blaue Flachsblüten aus Beton eingelassen. Die in Stahl gehämmerten Namen der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter säumen den Weg der Erinnerung und begleiten die Passanten zum Eingang der ehemaligen Flachsröste Lohhof in der Johann-Kotschwara-Straße.
In Sichtweite des dort heute noch stehenden Fabrikgebäudes informieren Pulte über die Geschichte des Ortes und das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.
Die Metallplatten mit den eingeprägten Namen werden am Rand des Wegs der Erinnerung in den Bordstein eingelassen,
Foto: Florian Froese-Peeck
In Sichtweite des historischen Ortes und der noch heute vorhandenen Gebäude der ehemaligen Flachsröste erstreckt sich ein weiteres mit blauem Staudenlein bepflanztes Feld. Ein Pfad führt in das Feld hinein zu einer von Staudenlein umschlossenen Kiesfläche, auf der sich zwei Porträtstelen befinden. Drei weitere Stelen stehen etwas abseits in den mit Staudenlein bepflanzten Flächen. Zwei Pulte informieren über die Geschichte des Ortes und das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Der Lernort im Flachsfeld ist ein geschützter Raum, in dem die Besucherinnen und Besucher sich in einem gleichermaßen von Nähe wie Distanz geprägten Spannungsfeld bewegen.
Die Flachsröste Lohhof, ca. 1937, © Stadtarchiv München, Foto Kurt Vahlensieck
Das gesamte Areal des gut 500 Meter langen Erinnerungsortes ist mit einem Leitsystem ausgestattet. Nach Fertigstellung des Denkmalkomplexes stellt die Homepage weitere Hintergrundinformationen, sowie einen Zugang zu den Biografien der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter bereit. So wird den Besucherinnen und Besuchern ermöglicht die Standorte der mit Namen versehenen Stahlplatten zu finden. Audioguides in Englisch und Deutsch komplettieren das Angebot und bieten einen barrierefreien Zugang. Der gesamte Erinnerungsort ist im Internet auch virtuell begehbar. In Kooperation mit ortsansässigen Bildungsträgern und Kulturinstitutionen wird er fortlaufend durch partizipative Projekte bespielt und erweitert, etwa von Schülerinnen und Schülern entwickelte Mediaguides, Rundgänge, Ausstellungen und Interventionen.