Zeitzeugengespräch mit Ernst Grube

Wie erlebte Ernst Grube, dessen Mutter Clementine in der Flachsröste Lohhof Zwangsarbeit während des Nationalsozialismus leisten musste, die nationalsozialistische Verfolgung? Am 02. Mai 2024 beantwortete Ernst Grube diese und viele weitere Fragen der 150 Schülerinnen und Schüler des Carl-Orff-Gymnasiums und der Therese-Giehse-Realschule. Dem Erinnerungsort Flachsröste Lohhof war es eine ganz besondere Ehre Herrn Grube in Kooperation mit dem Jugendtreff Gleis 1 zu diesem Zeitzeugengespräch einladen zu dürfen, begleitete Herr Grube doch die Entstehung des Erinnerungsortes bereits seit mehreren Jahren. Moderiert von Dr. Maximilian Strnad gab Ernst Grube Einblicke in sein Leben.

Als seine Mutter Clementine in der Flachsröste Lohhof Zwangsarbeit leisten musste, war Ernst Grube (*1932) noch nicht ganz 10 Jahre alt. Eindrücklich schilderte Herr Grube seine Kindheit. Da die Ehe seiner Eltern als sogenannte „Mischehe“ bewertet wurde, blieben seine jüdische Mutter und die Kinder zunächst von Deportationen verschont. Doch die Familie wurde getrennt. 1938 kamen die Geschwister Ernst, Werner und Ruth in das jüdische Kinderheim in der Antonienstraße. 

In seinem Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern, schilderte er den Alltag im Kinderheim. Besonders die Feierlichkeiten zu jüdischen Feiertagen blieben dem damals kleinen Jungen besonders stark in Erinnerung. Doch mit der Deportation der anderen Kinder, kamen die Grube Geschwister in die sogenannten Judenlager in Milbertshofen und Berg-am-Laim. Als auch diese aufgelöst wurden, wurde die Familie kurzzeitig wieder vereint. Im Frühjahr 1945 jedoch erhielt Clementine den Gestellungsbescheid. Sie und ihre Kinder wurden nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebten. 

Doch, das verdeutlichte Ernst Grube den Jugendlichen, weitere Familienmitglieder wie seine Tante und ihre Familie waren ermordet worden. Ein Verlust der schwer auf Clementine Grube und den Kindern in den Folgejahrzehnten lastete, ungeachtet der eignen traumatischen Erfahrungen. 

Dass Herr Grube den Weg nach Unterschleißheim auf sich nahm, ist dem Erinnerungsort nicht nur eine besondere Ehre, sondern bot den Jugendlichen die Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen. Ein großer Dank gilt daher auch ihnen – die interessiert und offen in den Austausch traten. Kulturamtsleiter Jochen Gnauert und Stadtrat Bernhard Schüssler, der den Kontakt zu Herrn Grube hergestellt hatte, wohnten dem Gespräch ebenfalls bei. Für die zukünftigen Projekte des Erinnerungsortes ist es ein besonderer Gewinn, dass das Gespräch gemeinsam mit dem Gleis 1 aufgezeichnet werden konnte. 

Neben dem Zeitzeugengespräch möchte der Erinnerungsort auch durch Führungen und weitere zukünftige Projekte nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch alle weiteren Interessierten die Möglichkeit bieten, sich aktiv in die Erinnerungskultur Unterschleißheims einzubringen. Sie haben Ideen, Anregungen oder Fragen? Schreiben Sie uns unter erinnerungsort@ush.bayern.de. 

 

Nächster Termin: 

Kuratorenführung mit Dr. Maximilian Strnad 
03.07.2024, 15 Uhr 
Treffpunkt Eingang FOS/BOS an der Ingolstädter Straße